Gedanken zum Barfußgehen

Barfußgehen ist Balsam für die Füße! Barfußgehen haucht den Füßen Leben ein. Die Rezeptoren an den Füßen werden aktiviert, der Fuß kann sich endlich einmal ausbreiten, die Muskulatur wird endlich einmal dreidimensional gefordert, das Immunsystem wird regelrecht getriggert, der venöse Rückfluss des Blutes verbessert sich, der Stoffwechsel an den Füßen bekommt einen Schub. All das ist in sehr vielen, jedoch meist kleineren Studien längst nachgewiesen, hat seine präventive Nutzen über Generationen in der Praxis längst bewiesen, wird jedoch in den Medien immer einmal wieder in Frage gestellt, weil die Studien keine randomisiert-kontrollierten oder doppelt-blinde Studien sind. Dazu ist die Zahl der Studienteilnehmer in der Regel nicht sehr hoch. Am Studiendesign wird -aus wissenschaftlicher Sicht zurecht – herumgemäkelt.
Aber: Wissenschaft ist aber das Eine und der Grundton der Berichte und die erahnbaren wirtschaftlichen Interessen, die meistens nicht nachweisbar hinter diesen Autoren stehen, das Andere.
Bereits Pfarrer Sebastian Kneipp (1821-1897) wusste aus seiner Praxis als nichtakademischer Naturheiler (Zitat) „Das natürlichste und einfachste Abhärtungsmittel bleibt das Barfußgehen“. Daran hat sich nichts geändert! Hier gibts quasi etwas kostenlos und es wird zu wenig genutzt.


Bei meiner Fußschularbeit höre ich immer wieder den Satz „Aber ich gehe doch schon so viel barfuß!“ Die entscheidenden Fragen sind dann: Wo gehst Du? Wie lange und wie oft? Und vor allem, wie gehst Du? Entscheidend ist nämlich… die Art und Weise, wie wir unsere Füße belasten. Belasten wir sie funktionell und gut koordiniert oder eher ungünstiger und damit unkoordinierter? Eine unfunktionelle Belastung ist eine Fehlbelastung. Daran ändert das Barfußgehen kaum etwas. Und ein nur unregelmäßiges und dazu auch noch kurzzeitige Barfußgehen, wie wir es im Alltag oft praktizieren, beeinflusst den Gesundheitszustand der Füße nur im Ausnahmefall entscheidend.

Wichtig für die gesundheitsfördernde Wirkung ist also mittel- und langfristig die Bewegungsqualität und nicht die Bewegungsquantität. Sie hilft selbstverständlich schon ein wenig, aber entscheidend ist die Koordination innerhalb des Fußes und ihr Zusammenspiel mit der Koordination des Körpers darüber. Es ist ein Wechselspiel bei dem sich beide Parteien gegenseitig beeinflussen.

Bodenbeläge
Was der Fuß benötigt, ist ein regelmäßiges Barfußgehen auf verschiedenen Bodenbelägen mit unterschiedlichen Profilen. Wiesen, Wald-, Sand- oder auch etwas herausfordernde leicht steinigere Böden sind zu empfehlen. Wichtig ist der Wechsel! Die Fußsohle wird durch unterschiedliche Bodenprofile gut durchmassiert im Laufe der Zeit etwas desensibilisiert! Der Fuß erhält unterschiedliche Reize und passt sich so die mechanischen und thermoregulativen Belastungen an.
Glatte und sehr harte Böden haben eine hohe Bodenreaktivität. Sie sind deshalb als dauerhafte Belastung weniger empfehlenswert und sogar kontraprouktiv, da die Wahrscheinlichkeit besteht, dass sie vorhandene Probleme verschärfen. Um die Wahrnehmung zu trainieren, ist es aber trotzdem nützlich, bewusst mal einige wenige Schritte auf solchen harten, glatten Böden zu gehen.

Die Vorteile des Barfußgehens sind erheblich:
Der Fuß kann sich ausbreiten, er wird mobilisiert, Gelenke, Bänder und Muskulatur werden aktiviert. Die gesamte Skelettmuskulatur, die Bänder und das Bindegwebe kommen besser in Schwingung. Der Stoffwechsel wird angeregt. Erheblich profitieren vom Barfußgehen auch andere Körpersysteme wie beispielswiese das Immunsystem und das Herzkreislaufsystem. Barfußgehen ist eben ein Wellnessprogramm für den ganzen Körper. Für die Seele übrigens auch!

Einen kleinen Haken gibt es trotzdem:
Ohne regelmäßiges Barfußgehen, man könnte auch sagen untrainiert, wird bei dieser Art des Gehen anfangs jedes Steinchen zum Problem. Dabei geht man zu Beginn schon sehr langsam und wartet bei jedem Schritt auf den nächsten Pick an der Fußsohle. Denn dort gibt es unzählige Rezeptoren. Die Muskulatur des ganzen Körpers kommt dadurch in einer Art Dauerspannung … und nach wenigen Schritten geben viele Menschen dann einfach und menschlich verständlich auf. Das ist jedoch sehr schade!
Doch wie kann man es besser machen? Die Lösung ist eigentlich ganz einfach. Suchen Sie sich regelmäßig ein Stück weichen Waldboden, einen Feldweg, einen Garten. Es dauert zwar etwas, aber im Laufe der Zeit reagieren Ihre Fußsohlenrezeptoren und Ihr Nervensystem nicht mehr so heftig. Dann „vertragen“ Sie auch Steine zunehmend besser. Der Körper ist einfach unglaublich anpassungsfähig und der Mensch ist evolutionär eigentlich dafür gemacht, sich in der Natur barfuß … auch auf kratzigerem und steinigerem Untergrund zu bewegen.

Meine Erfahrung:
Zieht man – auch als relativ „abgehärteter“ Barfußgeher – die Schuhe aus, ist man in den ersten Minuten an der Fußsohle durchaus wieder etwas empfindlicher. Mein Nervensystem sagt mir jedoch in diesen Momenten ganz schnell….“Geh einfach weiter, ich beruhige mich gleich wieder!“ Das klappt immer! Füße sind Anpassungskünstler!

Sicherheitsaspekte
1. Barfußgehen ist immer defensiv zu betreiben. Und geht man barfuß, geht man sofort mit einer größeren Aufmerksamkeit für die Umgebung und etwas langsamer durch die Welt. Der eigene Körper und die Umwelt werden anders wahrgenommen. Oft fehlen zunächst eigene Barfußgeherfahrungen. Ich empfehle deshalb immer, sich vor Beginn des regelmäßigen Barfußgehens Rat und Unterstützung bei langjährig erfahrenen Barfußgehern oder in einer Fußschule zu suchen. Empfehlenswert ist es, mit kleinen vorher selbst in Augenschein genommenen Wegabschnitten zu beginnen. Man sollte immer gut überlegen, wo man barfuß geht und besonders die Fußsohle danach präventiv inspezieren und pflegen.

2. Zecken kommen in der Natur überall vor. Deshalb ist es empfehlenswert, sich nach dem Barfußgehen immer von den Zehen bis hinauf zur Leiste abzusuchen. Eine Zeckenkarte oder Zeckenzange sind dabei sehr hilfreich. Ich habe fast immer eine kleine Lupe und und Zeckenzange dabei. Sie sind keine Last, aber eine gute Hilfe.

3. Sind Sie im Zweifel, ob Barfußgehen für Sie geeignet ist, so lassen Se sich einfach bei nächster Gelegenheit – günstigerweise vorher – von Ihrem Hausarzt oder Orthopäden beraten. Es kann Gründe geben, die dem Barfußgehen im Zusammenhang mit anderen gesundheitlichen Problemen oder einer Medikamenteneinnahme entgegenstehen.

Kontraindikationen für das Barfußgehen
Bei Haut- und Nervenerkrankungen, bei Hallux rigidus, Hohlfuß und Fersensporn sowie bei Diabetikern ist das Barfußgehen nicht zu empfehlen. Im Zweifel fragen Sie- auch bei anderen Erkrankungen – bitte immer ihren Arzt, bevor Sie mit dem Barfußgehen beginnen.

Die Legende
Das immer wieder angeführte Hundekotproblem ist höchstens ein theoretisches Problem mit einer nicht auszuschließenden Wahrscheinlichkeit. Nach über 20 Jahren Barfußgehen hat es noch immer nicht geklappt, auch wenn es einige Male beinahe geklappt hätte …. Man geht viel aufmerksamer!

Zusammenfassung
Besonders regelmäßiges Barfußgehen ist gesundheitsfördernd und das nicht nur für die Füße sondern für viele Körpersysteme. Der Fuß und der Körper werden angeregt, aktiviert und mobilisiert und durchmassiert. Die Fußstrukturen können sich endlich einmal ausbreiten.
Barfußgehen allein verbessert die Koordination des Körpers und des Fußes jedoch nur zufällig und auch nur vielleicht, denn die Bewegungsmuster bleiben ja grundsätzlich die Gleichen, wie beim Gehen mit Schuhen. Es ist besonders auf unebenen Böden sinnvoll. Kalte und glatte Böden sollte man eher meiden und verschiedene Sicherheitsaspekte stets beachten.