Grundsätzlich versucht jeder Therapeut, Trainer oder Coach im Rahmen seiner Möglichkeiten zu helfen. Ich auch!
Nun werde ich hin und wieder mal gefragt, ob ich vielleicht eine Übung habe, die sehr zeitnah hilft. Das Problem sei, dass der Fuß plötzlich an einer Stelle schmerzt. Dann versuche ich natürlich zu helfen. Ich beschäftige mich mit den Füßen und dem, was an ihnen darüber dran „hängt“ ja schon ziemlich intensiv und lange.

Aber mit den Füßen ist es wie in der Wirtschaft. Ein Teilnehmer am Wirtschaftskreislauf hat Schwierigkeiten, aber weit entfernte Wirtschaftsteilnehmer gehen kaputt. Zwischen den Füßen und dem Körper gibt es viele solche globalen Beziehungen.
Ein Beispiel gefällig? Die Ferse knickt beim Gehen bei jedem Schritt ein wenig nach innen ein und irgendwann treten an der Innenseite des Fußes plötzlich Schmerzen auf. Das könnten zum Beispiel die Ferse, das Gelenk, das Längsgewölbe oder auch das Großzehengrundgelenk betreffen. Die Ursache für so ein plötzlich auftretendes Problem liegt aber oft am anderen Ende des Beines. Würden Sie das vermuten? Mit einer rein mechanisch vorgeführten Übung für den Fuß ist dem Problem also nicht beizukommen. Wollte man gezielt helfen, müsste man die Zusammenhänge erklären und an mehreren Stellschrauben arbeiten. Das braucht etwas Zeit und Geduld. Die Frage „Haste mal ne Übung?“ kann also nur ein Nothilfeprogramm für den Moment sein.

Kurze unspezifische Übungen und Massagen aus dem Bauch heraus helfen sicher hin und wieder für den Augenblick, zu den notwendigen Verbesserung der Koordination bzw. des Bewegungsablaufes führen sie nicht. Sie entlasten in der Regel für den Moment. Und das ist ja auch gut so. Die Frage ist halt, wie lange das klappt.

Solche Fernbeziehungen zwischen einem Problem und seinen Ursachen gibt es übrigens nicht nur bei Fußproblematiken!
Wichtig ist: Der Betroffene muss die Zusammenhänge erst einmal glauben und verstehen. Besonders das Glauben ist gelegentlich sehr schwierig. Es bedeutet nämlich, sich von seinen Vorstellungen und Erwartungen zu verabschieden oder auch von dem, was vielleicht bei Google stand. Dort steht echt viel… auch komisches Zeug! Skepsis gegen schnelle einfache Lösungen ist eigentlich immer angebracht. Man muss wissen, wie man etwas macht und auch warum. Ein rein „mechanisches Herumschrauben“ am Körper führt normalerweise nicht zum Erfolg.

Auch die Versuchung, sich im Bedarfsfall bei Youtube doch schnell mal eine Übung zu holen, von der man meint, sie könnte passen, ist groß. Ich habe allerdings noch nie erlebt, dass diese Art Problemlösung bei den Füßen wirklich nachhaltig funktioniert hat. Denn es fehlen meist eine ausreichende Wahrnehmung – die man nur im Ausnahmefall über das Netz erlernen kann – und die Korrektur durch den Trainer, Coach oder Therapeuten. Die Zusammenhänge sind einfach zu komplex und es wird auch ein methodisch sinnvolles Herangehen benötigt. Ich bin deshalb der Meinung, Videos können anregen, für den Moment Erleichterung schaffen, können aber dem Anspruch, Ihre Probleme lösen zu wollen, nur im Ausnahmefall gerecht werden. Wie jede Körperarbeit benötigt die Fußarbeit methodische Orientierung, Kontrolle und Korrektur. Im Fitnessstudio benötigt man den Trainer doch auch zur Einrichtung und Durchführung der Übungen sowie zur Korrektur der Bewegungen. Oder lassen Sie sich dort auch von Videos anleiten? Das wäre letztlich ein Arbeitsbeschaffungsprogramm für den Orthopäden Ihrer Wahl!

Schmerzen sind grundsätzlich ein Warnhinweis des Körpers! Achtung, wenn Du so weiter machst, werden die Probleme zunehmen. Füße sind allerdings in nicht wenigen Fällen noch viel gemeiner: Sie schmerzen erst, wenn nur noch der Chirurg was machen kann. Wenn der Fuß oder die Zehen deformiert, jedoch keine Schmerzen vorhanden sind, ist der Fuß trotzdem nicht gesund und in der Regel auch nicht leistungsfähig. Das sollte man bedenken.
Die reine Heilungsdauer nach Fuß-Operationen beträgt übrigens je nach Art der Operation zwischen zwei Wochen und einem Jahr!
(Quelle: https://www.primomedico.com/de/behandlung/fussoperationen/)
Meine persönliche Erfahrung ist, dass die Körperkoordination auch nach Abschluss aller Behandlungen erst einmal ungünstig ist und eine große Gefahr besteht, mit dem Gesundheitssystem in gutem Kontakt zu bleiben. Eigeninitiative mit Köpfchen und fachlicher Unterstützung sind hier gefragt.